Einführung in römische Ess- und Trinkgewohnheiten

Wenn es um Ess- und Trinkgewohnheiten der Römer geht, stehen uns nicht nur schriftliche, sondern auch archäologische Quellen zur Verfügung, die uns eine erheblich bessere Übersicht erlauben.

Besonders gute schriftliche Quellen blieben uns durch Platon, "Das Gastmahl" und die berüchtigte "Cena Trimalchionis" des Petronius erhalten. Insgesamt sind ca. 1.000 antike Rezepte unterschiedlichster Autoren überliefert. Leider hat nur ein einziges Spezialkochbuch, das berühmte „Apicius-Kochbuch“ Zeiten überdauert. Marcus Gavius Apicius, der im 1. JH n. Chr. zur Zeit des Kaiser Tiberius lebte, war als Feinschmecker und Erfinder extravaganter Gerichte bekannt.

Archäologische Ausgrabungen fördern noch heute Ess- und Trinkgeschirr, Kochtöpfe und Vorratsgefäße, Essbestecke, Siebe und anderes Küchengerät zu Tage. Darstellungen von Nahrungsmitteln oder auch Gelageszenen bieten darüber hinaus reichhaltiges Anschauungsmaterial. Es ist aber auch Einiges im Original erhalten. So wurde zum Beispiel nach dem Ausbruch des Vesuvs eine ganze Reihe von Nahrungsmitteln konserviert.

Der größte Teil der Bevölkerung hatte mit pompösen Gastmählern allerdings nichts zu tun. Bei der ärmeren Bevölkerung standen selten mehr als die Grundnahrungsmittel auf dem Speiseplan.
Das meist angebaute Produkt im gesamten Römischen Reich war Getreide. Die meisten Römer ernährten sich vegetarisch, das heißt die Hauptnahrungsmittel waren Getreide, Hülsenfrüchte, Öl und Gemüsepflanzen; Fleisch und andere tierische Produkte kamen selten auf den Tisch.
Eines der wichtigsten Nahrungsmittel war Jahrhunderte lang der Puls (Dinkelbrei). Er wurde in Wasser und Salz gekocht. Auch ein wichtiges Nahrungsmittel war ab dem 2 .Jh. v. Chr. das Weizenbrot. Erbsen, Bohnen, Linsen, Kohl, Lauch und Zwiebeln waren als Gemüse üblich. Proteinlieferanten waren Eier und Käse. An Obst aß man Birnen, Äpfel, Pflaumen, Feigen, Nüsse, Mandeln und Kastanien etc.

Wichtiges Getränk war neben dem Wasser der Wein. Rohe Milch galt als barbarisch und spielte keine Rolle. Landwein war so preiswert, dass auch Arme sich ihn leisten konnten. Der durchschnittliche Weinverbrauch lag bei einem Liter pro Tag.

Grundnahrungsmittel: Wein

Die Hauptstandorte von Weinstöcken waren Italien, Spanien und Südfrankreich; aus Griechenland und Syrien kamen die qualitativ besseren Weine. Noch stärker als beim Olivenanbau benötigte man für die Weinproduktion teure Maschinen wie Kelteranlagen, Pressen und andere Geräte. Außerdem gab es eine lange Wartezeit zwischen der Pflanzung und der ersten Ernte. Sowohl Oliven- als auch Weinanbau wurden meist in Terrassenkulturen betrieben. Die Erträge waren nach dem antiken Autor Columella sehr gut. Die Gärung erfolgte in Amphoren.

Die Weinerzeugung war ein lukratives Geschäft, er wurde in großen Mengen konsumiert, viele Güter produzierten daher Wein und der Weinbau verbreitete sich immer weiter.
Um 50 v. Chr. wurde der Rhein die Grenze des Römischen Reiches.
Mit den Soldaten kamen in großer Zahl weingewohnte Männer auch in unser Gebiet.
Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. verbreitete sich demzufolge auch an der Mosel und am Rhein der Weinanbau immer mehr.

Wie hat der Wein vor 2000 geschmeckt?
Der “Federweiße“ genau wie heute. Nach der Gärung kam es zum großen Unterschied.
Der römische Wein wurde ohne Schwefel rasch braun und oxidativ. Aus vollreifen Trauben wurden Sherry-artige Weine. Bei weniger reifen Trauben alterten die Weine rasch und zerfielen bald wegen zu wenig Alkohol. Die Säure verstand man durch gemahlenen Marmor (Kalk) zu mindern. Vor dem Genuss wurde der Wein häufig mit Honig oder Mostkonzentrat gesüßt, mit Kräutern aromatisiert und durch ein Leinentuch gefiltert.
Weinschorle war üblich

Wein wurde generell mit Wasser gemischt getrunken. Ungemischten Wein zu trinken galt als unkultiviert, barbarisch und zeugte von schlechtem Benehmen.
In der Regel waren die antiken Weine auf nicht länger als ein Jahr Haltbarkeit ausgelegt, alles, was darüber lag, galt als alt. Bei der Herstellung schlug der Wein häufig unkontrolliert in Essig um – dieser fiel daher bei Weinproduktion reichlich an und war wiederum Grundlage für ein Erfrischungsgetränk: die Posca.

Grundnahrungsmittel: Getreide

Getreide wurde hauptsächlich aus Sizilien und Nordafrika importiert, und zwar ausschließlich auf dem Seeweg. In Ostia wurde die Ware gelöscht und auf kleineren Schiffen tiberaufwärts oder über Land weiter nach Rom geschafft.

Saatweizen, der hauptsächlich zur Mehlherstellung diente, wurde nur dort angebaut, wo es die Böden und das Klima erlaubten. In den trockeneren Gegenden wurde meist der ergiebigere und genügsame Emmer oder Hartweizen gepflanzt. In feuchtkalten Regionen wurde Dinkel bevorzugt; dieser brachte auch höhere Stroherträge. Oft wurde auch Gerste angebaut, die als Folgefrucht von Weizen die Bodenermüdung reduzierte.

In Rom gab es kostenlose Getreideschenkungen des Kaisers an einen Großteil der Bevölkerung. Auch jeder römische Soldat erhielt eine tägliche Tagesration an ungemahlenem Getreide. Daraus Mehl zu gewinnen war eine mühselige Angelegenheit. Abgeriebene Mahlsteinkörner waren ebenso im Mehl enthalten wie Unkrautreste. Das fertiges Produkt wurde gesiebt und je nach Güte des Siebens ergaben sich verschiedene Mehlqualitäten.
Aus dem groben Mehl wurde hauptsächlich Puls gekocht, eines der wichtigsten Nahrungsmittel über Jahrhunderte hinweg. Frühe Quellen bezeichnen die Römer daher auch despektierlich als „Breifressser“ („Pultipaghi“).

Auch ein wichtiges Nahrungsmittel, das den Puls zunehmend ablöste, war ab dem 2 .Jh. v. Chr. das Weizenbrot. Feigen und Brot war ein beliebter Imbiss.
Bis 174 v. Chr. hatte es in Rom allerdings keine öffentlichen Bäckereien gegeben. Dieser Zustand erklärt sich dadurch, dass jede Familie ihr eigenes Brot gebacken hat. Erst später gab es Bäckereien, die meistens zwei Ziegelöfen besaßen. Das Getreide wurde direkt zu den Läden geliefert und dort erst gemahlen. Diese Läden waren meist sehr karg eingerichtet, über einen Verkaufstresen wurde die Ware an die Kundschaft gebracht.
Kartoffeln, Mais, Tomaten, Auberginen waren im Übrigen noch unbekannt – die Pasta noch nicht erfunden.